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KALLITYPIE / VAN-DYKES - Platindruck für arme Künstler

Nicht verwechseln soll man die 1841 entdeckte Talbot´sche Kalotypie mit dem bereits seit 1850 bekannten Argentotyp-Prozeß, den sich 1889 Nicol als Kallitypie patentieren ließ. Es ist ein Silber-Eisen-Kontaktkopierverfahren, als lichtsensitive Substanz wird - wie beim Platin- / Palladiumdruck - Eisen(III)oxalat verwendet. Handwerklich gut ausgeführte Kallitypien sind von Platindrucken praktisch nur durch spektroskopische Untersuchung zu unterscheiden. Man kann jetzt mutmaßen, ob viele Kallitypien bewusst als Platinotypien an den Mann gebracht wurden oder nicht. In der Tat können die edelmetallfreien Kallitypien noch zusätzlich mit Platin- oder Palladiumtonern veredelt werden. Am Ende unterscheidet sich der Prozess nur durch den Umweg über das Silberbild und den erheblich verminderten Einsatz der teuren Edelmetalle Platin bzw. Palladium. Abzüge in Van-Dyke-Braun nach Herschel, für welche in Abwandlung Ammoniumeisen(III)citrat als lichtempfindliches Reagenz benutzt wird, sind einer Verwechslungsgefahr dann natürlich schon deutlich weniger ausgesetzt.

 

Chemie:

Für Kallitypien gibt es unzählige Rezepte und Formulierungen, welcher sich jeder Künstler nach Gusto bedient. Für die klassische Formulierung werden wieder zwei Lösungen hergestellt; Nummer eins besteht aus einer 10 %-igen Silbernitratlösung und Nummer zwei aus einer 20 %-igen Eisen(III)oxalatlösung. Aqua dest. aus der Garage sollte dafür abgezweigt werden. Beide Wässerchen zu gleichen Teilen gemischt ergibt den Sensibilisierungstunk. Oxalsäurefreies Eisen(III)oxalat kann man mangels Lieferbarkeit selbst zusammenbrauen. Ansonsten probiert man die unvergleichlichen Van-Dykes aus. Hierfür besorgt man sich bei den einschlägig Verdächtigen für Lösung eins Ammoniumeisen(III)citrat (6 g auf 22 ml Aqua dest.), für Lösung zwei Weinsäure (1 g auf 22 ml Aqua dest.) und für Lösung drei Silbernitrat (2,5 g auf 22 ml Aqua dest.). Lösung drei vorsichtig zu eins und zwei tröppeln, weil sonst Ausfällungen ausfällen. Weinsäurelösung ist übrigens nicht besonders haltbar!

 

Verarbeitung:

Man benötigt wiederum Negative der entsprechenden Größe, nicht ganz so gnadenlos wie für den Salzdruck: Normale Aufnahmen gehen schon, im Idealfall kommt man mit Gamma von ungefähr 1,5 hin. Belichtet werden die sensibilisierten, getrockneten Papiere auch hier mit UV aus der Natur– oder Kunstsonne. Wie gehabt mit Kontaktkopierrahmen, unter einer Glasscheibe oder wie auch immer. Drucke nach dem klassischen Eisenoxalat-Verfahren wird man in Entwicklern behandeln; Schwarztöne bekommt man mit etwa 100 g Borax und 70 g Natriumkaliumtartrat auf 1000 ml Wasser, Brauntöne mit der halben Menge Borax und der reichlicheren Menge Natriumtartrat, Sepia ohne Borax usw. Geklärt wird nach dem Entwickeln in einer 15 %-igen Kaliumoxalatlösung, fixiert in einer 25-%igen Natriumthiosulfatlösung, welche man ggf. noch mit einigen Tropfen Ammoniaklösung / Salmiakgeist oder Natriumsulfit und Natriumbisulfit  einstellen kann. Danach ein ordentliches Wasserbad wie für einen Barytprint. Van-Dykes benötigen keinen Entwickler. Entwickelt und geklärt wird unter fließendem Wasser, um das überschüssige Silbernitrat auszuwaschen. Danach wird in einer dünnen Fixiersalzlösung (10 … 15 %) gebadet, bis der Print fein schokoladenbraun aussieht oder wenigstens so in diese Richtung nachgedunkelt ist. Auch die schönen braunen Bilder sind archivfest zu wässern, wobei durchaus zur Zeitverkürzung und zur Wasserrsparnis einmal einschlägig formulierte Hypo-Klärbäder oder Washaids ausprobiert werden können. Kallitypien - insbesondere nach der klassischen Variante - können mit allerlei mehr oder weniger gesundheitsschädlichen chemischen Spielchen behandelt werden. Kontraststeuerung mit Kaliumdichromat (pfui!!!) im Entwickler. Allerlei Edelmetall-Tonerzeugs, Blautonung undsoweiterundsoweiter. Ganz nach Befinden.

 

Aufbewahrung und Präsentation:

Wie Silberbilder aller Art, siehe Sonnenbilder.

 

Besonders empfohlene Künstlerpapiere:

Papiere von ARCHES, FABRIANO oder CRANES